Am 1. April 1897 fing mit der »Dampfbäckerei Hansa J. C. D. Junge & Co.« in Lübeck alles an. Heute, 125 Jahre später, ist daraus ein Unternehmen geworden, dass 4.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in drei Großbäckereien und 205 Geschäften beschäftigt. »Echten Genuss« gibt es in Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin. Er sitzt mit am Tisch beim Frühstück, Mittagessen und Abendbrot – egal ob in heimischer Umgebung oder in den stylischen Bäckerei-Cafés.
Mit Zielstrebigkeit, Engagement, Kreativität und Leidenschaft hat das Familienunternehmen über die Jahrzehnte etwas Einzigartiges geschaffen, das sich vielleicht am besten mit dem (nicht offiziellen) Claim beschreiben lässt: Es ist ein Junge! Wie es dazu kam, zeichnen die Episoden auf dieser Seite nach. Viel Spaß beim Lesen.
»Das kann ich auch, und ich kann es besser!« Diese oder ähnliche Worte werden Johannes Conrad Detlef Junge wohl durch den Kopf gegangen sein, als der Kaufmann sich 1897 entschloss, eine eigene Bäckerei in Lübeck zu gründen. Eine besondere zudem: Es war eine Dampfbäckerei, deren Öfen als eine Revolution im Ofenbau galten.
Die Anfangsjahre sind Umzugsjahre. Johannes Junge wechselt ständig den Firmensitz der »Dampfbäckerei Hansa«, weil das Wachstum es verlangt. Stationen sind ein Eckhaus in der Lübecker Yorckstraße, eine ehemalige Hufnagelfabrik über ein aufgegebenes Hotel bis hin zum langjährigen Stammsitz in der Breiten Straße 1 – 5 direkt neben der St. Jakobi-Kirche.
Hamburg und Lübeck reichen Johannes Junge nicht mehr. Auch in den Regionen rundherum sehnen sich die Kunden nach Junge-Brot. Fortan liefert er seine Backwaren regelmäßig auch nach Kiel, Neumünster, Oldesloe, Eutin, Preetz, Reinfeld, Wismar, Rostock und in andere Ortschaften. Besonders an der Kieler Förde »fanden die Fabrikate großen Absatz«, wie Johannes Junge in seiner Chronik zum 30. Firmenjubiläum nicht ohne Stolz vermerkt. Dort baut er die Brotfabrik »Kilia«.
Wie geschnitten Brot läuft das Geschäft für Junge bereits im ersten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts. Allein an Weißgebäck, wie damals der Fachbegriff für Rundstücke und Brötchen lautet, werden täglich 40.000 bis 50.000 Stück hergestellt – für die damalige Zeit eine außergewöhnliche Menge. Um unabhängig zu sein, pachtet Junge die beiden Lübecker Wassermühlen an der Trave.
1914 beginnt für Johannes Junge wie andere Jahre davor auch. Die Geschäfte laufen, die Dampfbäckerei entwickelt sich prächtig. Er ahnt nicht, dass die Welt bald eine andere sein wird. So sinniert er ständig, wie er die Abläufe verbessern, die Produktivität erhöhen und das Unternehmen vergrößern kann. Doch mit Beginn des Ersten Weltkriegs sind seine Zukunftspläne nur noch Makulatur.
Johannes Junge reist 1926 in die USA, um seinen geschäftlichen Horizont zu erweitern. Als Vizepräsident des internationalen Brotverbandes und Unternehmer ist er ständig auf der Suche nach neuen Ideen. Zurück aus Amerika kauft er noch im selben Jahr in der Hüxstraße die Häuser Nummer 54, 56 und 58 und eröffnet ein Café.
Es läuft gut für Johannes Junge. Zum 30-jährigen Jubiläum überschlagen sich noch die Erfolgsmeldungen: zwei Brotfabriken in Lübeck und Kiel, eine Gebäckfabrik, zwei Cafés, zwei gepachtete Wassermühlen, 60 eigene und ebenso viele fremde Verkaufsstellen. 200 Arbeiter und Angestellte sorgen dafür, dass das Unternehmen floriert.
Schon früh wird von Junge die Café-Kultur als erfolgversprechendes Geschäftsmodell entdeckt. Zwei Cafés in der Hüxstraße und in der Breiten Straße begeistern das hanseatische Bürgertum. Dort werden »Herrlichkeiten hergestellt und serviert, die dem Kaffeetisch zur Zier gereichen und den Gaumen auch der verwöhntesten Feinschmecker kitzeln«, schreibt Johannes Junge damals nieder.
Kaffee in all seinen Variationen begleitet die Unternehmensentwicklung durch alle Jahrzehnte. Der Genuss des braunen Trunks wird zelebriert und immer wieder dem Zeitgeist angepasst.
1941 endet eine Ära: Firmengründer Johannes Junge verstirbt 74-jährig an den Folgen eines Schlaganfalls. Sein Sohn Hans Junge hat nur wenige Jahre, um sich als Unternehmer zu beweisen. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs macht aus den Brotfabriken in Kiel und Lübeck »kriegswichtige Betriebe«.
Marktentwicklungen erkennen und Chancen nutzen – das sie dazu fähig sind, haben alle vier Junge-Generationen in der 125-jährigen Unternehmensgeschichte unter Beweis gestellt. So konnte aus der Dampfbäckerei ein Systemgastronom werden, der in Deutschland zu den größten 30 zählt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wandelt sich der Markt. Schnittbrot wird zunehmend beliebter. Auch Junge baut 1960 eine Brotfabrik, die das Unternehmen 20 Jahre lang betreibt, bevor es sich wieder auf seine Wurzeln – dem handwerklichen Backen – besinnt.
Man kann es drehen und wenden, wie man will: Zu gutem Unternehmertum gehören die ständige Suche nach Chancen und Innovationen ebenso wie das damit verbundene Risiko. Besonders deutlich wird dies bei Investitionsentscheidungen wie großen Bauvorhaben. Davon gibt es in der Junge-Historie eine Vielzahl.
Junge hat sich seit seiner Gründung nie nur als Bäckerei gesehen, sondern immer auch als Gastronom. Brot und andere Backwaren sind seit jeher der identitätsstiftende Markenkern des Unternehmens. Die Rolle des Gastgebers gewinnt aber im Laufe der Jahrzehnte eine immer größere Bedeutung.
Es ist ein Star unter seinesgleichen, ein Bestseller, der sich wöchentlich über 500.000-mal verkauft, und ein Evergreen, der seit gut 45 Jahren in aller Munde ist: das Hanse No. 1, das bis 2019 Mittagsbrötchen, Hansesemmel und Hansebrötchen heißt.
Wie groß das Interesse an den Ladenbäckern von Junge ist, lässt sich wohl auch am immensen Verbrauch von Glasreinigungsmitteln belegen. Unzählige Kindernasen hinterlassen in den 1980er, 1990er und 2000er Jahren immer wieder aufs Neue ihre Spuren an den Scheiben der Schaubäckerei. Es ist eine Zeit, in der der morgendliche Brötcheneinkauf zum kleinen Event wird.
Wer langjährige Gäste fragt, was sie mit Junge verbinden, bekommt meist schnelle Antworten: Mittagsbrötchen, Streuselschnecke, Kaffeepause – und Azubi-Filiale. Kaum etwas in der 125-jährigen Unternehmensgeschichte hat so viel Aufmerksamkeit erfahren wie die Geschäfte, in denen die Auszubildenden die Chefs sind.
Seit den 1970er Jahren gehört die IT zu Junge. Hard- und Software sind heute – wie in anderen Firmen auch – allgegenwärtig. Mehrere Programme wurden schon frühzeitig in Eigenregie entwickelt und leisteten einen wesentlichen Beitrag zum Unternehmenserfolg.
Nach der Wende erweist sich der Weg von Lübeck nach Mecklenburg als steinig: Neue Vertriebsgebiete locken, aber die Erschließung wird zur Herausforderung besonders für den damals 31-jährigen Firmenchef Axel Junge.
Backen in der Region und für die Region. Mit Zutaten, die keine weiten Wege zurücklegen müssen, um in Teigkesseln, unter kundigen Händen und in heißen Öfen in etwas verwandelt zu werden, das in keinem Haushalt fehlen darf: Brot! Frisches, herrlich duftendes Brot, das Groß und Klein gleichermaßen begeistert. Junge ist durch und durch norddeutsch.
Im Lübecker Gewerbegebiet Roggenhorst entsteht eine moderne Großbäckerei, die bis heute einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung von Junge leistet. Der Weg bis zur Realisierung war jedoch alles andere als einfach.
Beim Brotbacken fängt mit ihr alles an – einer Zutat, der Hobbybäcker manchmal sogar einen eigenen Namen geben. Profis nennen sie schlicht »Sauer«. Gemeint ist der Roggensauerteig, eine eher unscheinbare Masse, die Blasen schlägt, wenn sie gärt. Aber als Zutat sitzt er auf dem Thron, ist die unangefochtene Nummer eins innerhalb einer Rezeptur.
Das Miteinander hat einen entscheidenden Anteil am Unternehmenserfolg – davon ist man bei Junge überzeugt. Die Freundlichkeit, mit der die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit den Gästen kommunizieren, fällt dabei besonders ins Gewicht.
Den größten Teil des Tages ist Kaffee in unserem Leben präsent. Der Magie dieses Getränks können sich nur wenige entziehen. Schon frühmorgens lockt der verführerische Duft von frisch gebrühtem Kaffee die Pendler in die Junge-Cafés.
Junge vereint zwei Welten unter einem Dach: Da ist zum einen die Bäckerei. Dort finden sich die Wurzeln des Unternehmens, die DNA. Zum anderen wäre da die Systemgastronomie, die in fast 50 Jahren von einem zarten Pflänzchen zu einem kräftigen Baum herangezogen wird. Beide zusammen machen den Erfolg aus.
Die Suche nach Innovation hat bei Junge Tradition. 1922 macht sich Johannes Junge auf den Weg über den großen Teich. Er ist unterwegs in eigener Sache und als Vizepräsident der Fédération internationale de la boulangerie industrielle. In den USA spürt er neuen Trends und Entwicklungen nach, die seinen vielfältigen Unternehmungen neue Impulse verleihen sollen. Seine Nachfahren an der Unternehmensspitze ticken ähnlich.
Manche behaupten mit einem Schmunzeln in den Mundwinkeln, Junge sei ein IT-Unternehmen mit angeschlossener Bäckerei. Andere bewundern die Innovationsfähigkeit des Unternehmens und betiteln es als »Start-up since 1897«. Beides neigt zur Übertreibung, aber in beiden Bonmots versteckt sich auch ein Bit Wahrheit.
Die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung ist seit vielen Jahren ein wichtiges Thema bei Junge. Neben den Tafeln im Norden sind es vor allem die BrotRetter-Initiative, die ein Zeichen setzt.
Es gehört Anfang des 20. Jahrhunderts zu einer Schiffswerft, ist danach Offizierscasino der Dornier-Flugzeugwerke und Kantine der Schmalbach-Lubeca-Wellpappenfabrik. Ab 1980 werden dort Brote und Brötchen gebacken. Gut 25 Jahre später wandelt es sich zu einem hochmodernen Servicecenter, wie die Verwaltung von Junge heißt. Das Gebäude in der Lübecker Hafenstraße 25 hat eine wahrlich wechselvolle Geschichte.
Früher wurde nur einmal täglich gebacken. Heute kommen bei Junge in den Bäckerei-Cafés nahezu stündlich Brötchen und andere Backwaren aus den Öfen. Das garantiert ein optimales Frischeerlebnis. Denn nichts riecht so verführerisch wie frisch gebackene Brote und Brötchen. Damit diese Liebe nicht an der Kasse erkaltet, bedarf es eines fein ausbalancierten Verhältnisses zwischen konstanter Qualität und attraktiver Preisgestaltung.
Die Frage nach dem richtigen Standort ist bei Junge so alt wie das Unternehmen selbst. Von ihm hängt der spätere Erfolg eines Geschäfts ab.
Ernährung sichert Leben und beeinflusst die Gesundheit. Essen und Trinken ist individueller Genuss ebenso wie sozialer Kitt. Unstrittig ist aber auch: Lebensmittel haben Nebenwirkungen, positive wie negative.
Junge Momente unserer Gäste
“Ich haben in einer Junge Filiale meine beste Freundin kennen gelernt. Ich saß einen morgen in meiner Elternzeit mit meinem Sohn im Café und Frühstückte, da fing mein Sohn mit einem anderen Kind zu spielen, die Tochter meiner Freundin. Wir unterhielten uns und sind seit dem unzertrennlich.”
Verena H.
- Wedel
“Ich liebe das Herzhafte Junge Frühstück in Travemünde mit Blick auf die Trave und die vorbeifahrenden Fähren und Schiffe. Ich kann es kaum erwarten, mal wieder ganz unbeschwert dort morgens ein Frühstück zu genießen.”
Brigitte H.
- Bad Schwartau
“Die tägliche Pausenroutine von der 7. bis zur 12. Klasse und die Qual der Wahl zwischen einem Schoki Jungen und einem Croissant.”
Tabea W.
- Hamburg